Seit Jahrzehnten ist Gerald Will dem Triathlonsport verbunden. Als der abwechslungsreiche Sport in den 80ern noch nicht so populär war, stand der Triathlonroutinier bereits an der Startlinie. Letztes Jahr gewann der 54-Jährige das Nightrace beim starlim City Triathlon Austria Wels powered by Humer. Auch heuer plant der gebürtige Welser einen Start bei seinem Heimrennen. Wir haben den AHS-Lehrer und Sportcoach zum Interview gebeten:
Geri, was war dein erster Triathlon und welche Erinnerungen verbindest du damit?
Mein erster Triathlon war der Wels Triathlon 1986. Das war meines Wissens gemeinsam mit dem Triathlon in St. Kanzian am Klopeiner See und dem Triathlon auf der Donauinsel in Wien einer der ersten Triathlons in Österreich. Wir waren richtige Pioniere, keiner wusste genau, wie man sich am besten auf den Bewerb vorbereitet. Ich war mit 18 Jahren einer der jüngsten und konnte mich trotzdem ganz weit vorne platzieren. Somit war für mich klar, dass mich diese neue Sportart noch eine Zeit lang begleiten wird.
Wie hat sich aus deiner Sicht der Triathlonsport seit deinen Anfängen verändert bzw. entwickelt?
Da hat sich unheimlich viel geändert. Die Trainingsmethodik ist jetzt ausgereift. Die Intensitätssteuerung mit Laktatdiagnostik erlaubt es, dass jeder Trainingskilometer wirksam ist. Laufuhren und Wattmesssysteme am Rad ermöglichen, die Ergebnisse der Leistungstest 1:1 in der Trainingsarbeit umzusetzen. Ganz zu schweigen von den Verbesserungen am Materialsektor, von superschnellen aerodynamisch optimierten Triathlonrädern, über Laufschuhe mit Karbonplatten bis zu Neoprenanzügen, die trotz maximaler Beweglichkeit für immensen Auftrieb sorgen.
Was sind deine größten sportlichen Erfolge?
Im Jahr 1992 gelang mir nach zahlreichen Top Ten Platzierungen mit dem neunten Europacupgesamtplatz mein größter internationaler Erfolg und ich wurde in das Heeressportzentrum in Wien/Südstadt aufgenommen. Das Ziel war, beim Triathlon Olympiadebut in Sydney 2000 dabei zu sein. Leider scheiterte ich verletzungsbedingt an der Qualifikation.
Nach ein paar Jahren sportlicher Absenz begann ich MTB-Rennen zu fahren. 2007 konnte ich in der Eliteklasse bei den beiden größten Mountainbike-Serien in Österreich (Top-Six-Serie und Trek-Mountainbike-Challenge) die Gesamtwertungen gewinnen. Im Crosstriathlon wurde ich 2010 Staatsmeister in der Eliteklasse und 2011 konnte ich ebenfalls in der Eliteklasse den 8. Platz bei der Europameisterschaft erzielen.
In meiner Altersklasse bin ich im Crosstriathlon 2014 und 2021 Weltmeister geworden und konnte sechs Mal den Europameistertitel erringen.
Welche Ziele hast du noch?
Verletzungsfrei zu bleiben und so lange wie möglich auf halbwegs hohem Niveau Triathlons zu bestreiten! Heuer steht die Crosstriathlon WM in Ibiza am Programm. Das Highlight ist die Ironman 70.3 Weltmeisterschaft im finnischen Lahti!
Du bist auch im Trainergeschäft als „DerSportcoach.com“ tätig, wie ist hier dein Zugang, bzw. wie kam es dazu?
Nach meinem Sportstudium habe ich als Landestrainer die Betreuung des Triathlon Landeskaders am Olympiastützpunkt in Linz übernommen.
2010 habe ich mich dann als freiberuflicher Sportwissenschaftler mit Schwerpunkt Leistungsdiagnostik und Trainingssteuerung in die Selbstständigkeit gewagt und unter dem Label DerSportcoach.com meine eigene Firma gegründet.
Was gefällt dir besser, das Sportlerleben oder doch das Coachen?
Das geniale an der Geschichte ist es, dass man beides gar nicht so genau voneinander abgrenzen kann. Das Sportlerleben und das Betreuen meiner Athleten geht quasi Hand in Hand. Ich kann da aus einem unendlichen Reservoir an Erfahrungen schöpfen. Bevor ich etwas Neues aus dem Bereich der Trainingswissenschaft an meine Athleten weitergebe, kann ich es so zu sagen im Selbstversuch testen.
Wirst du beim diesjährigen Wels Triathlon starten?
Natürlich, wenn es heißt „Triathlon is coming home“, werde ich mich wieder so teuer wie möglich verkaufen!
Was gefällt dir besonders am Wels Triathlon?
Da gibt es eine ganze Reihe von Punkten: Der geniale Schwimmstart, die Wechselzone mit dem blauen Teppich, der Kurs mitten durch die Innenstadt, das Multilap-Format, bei dem man unzählige Male bei Start und Ziel vorbeikommt, das begeisterte Publikum, das spürbare Herzblut des Veranstalterteams und, und, und…